Die Arbeitsgruppe Erinnerungskultur legt ihre Ergebnisse vor: 

Bodnegg in der Nazizeit - Geschichte und Geschichten 

In den Nachkriegsjahren war Bodnegg "als Zelle des frühen Nationalsozialismus bekannt und berüchtigt", so steht es jedenfalls 1950 in einem Protokoll des Staatskommissariats der französischen Besatzungsmacht. Woher dieser Ruf, was war da los in der Gemeinde zwischen 1933 und 1945? 

Vor ein paar Jahren hat die Schwäbische Zeitung mit einem Beitrag des Historikers W.-U. Strittmatter den Anstoß dazu gegeben, dass Interessierte sich auf Spurensuche begeben haben und fündig geworden sind. Freilich nur bruchstückhaft, nachdem viel offizieller Schriftverkehr dieser Jahre im Mai 1945 - so erinnert sich Agnes Moosmann - von der braunen Gemeindeverwaltung im Ofen des Bäckermeisters und im Freien verbrannt worden ist. Im Gemeindearchiv und in auswärtigen Archiven wurde trotzdem in den zurückliegenden Monaten eifrig recherchiert. Letzte Zeitzeugen wurden befragt. Das Anliegen dieser Nachforschungen: Dienst an der Erinnerungskultur in unserer Gemeinde. Also der Ermordeten gedenken; die Opfer und die mutigen Widerständler würdigen; Sensibilität gegenüber Ideologie und Machtstruckturen lernen; in der Demokratie und für sie Verantwortung mittragen. Teil einer solchen Aufarbeitung und Erinnerungskultur will die Broschüre sein. Sie verschafft auf 24 Text- und Bildseiten einen kurz gefassten Einblick in die 12 Bodnegger NS-Jahre, in ihre Tiefpunkte, auch in einzelne Schicksale und persönliche Überlebensversuche. 

Für die Herstellung der Broschüre sind der Gemeinde dank viel ehrenamtlichen Engagements und einer großzügigen privaten Spende keine Kosten entstanden. 

Herzlichen Dank den Mitgliedern der Arbeitsgruppe Erinnerungskultur für die aufwändigen Recherchen und die Niederschrift von Geschichte und Geschichten einer vergangenen Zeit. Hier seien insbesondere Beate Rheker, Jakob Bichler, Rudolf Stör, Wolf-Ulrich Strittmatter, Uwe Hertrampf und Lisa Deuringer geannt, die viel Zeit und Energie in die Thematik investiert haben. 

Die Lektüre dieser Schrift macht uns Heutigen bewusst: Anders als die Generation von damals dürfen wir in einer Zeit und einem Staat des freien Wortes und der demokratischen Mitgestaltung leben. 

Broschüre

 

 


 

Geschichte der Gemeinde Bodnegg

Entstehung und Deutung des Dorfnamens

LuftaufnahmeGermanische Gottheit, keltische Wurzeln oder einfach ein Bergvorsprung mit Aussicht: Wie der Dorfname „Bodnegg“ entstanden ist, konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden. Der Grund: es bestehen recht unterschiedliche Ansichten dazu.

Dabei ist die Endsilbe „egg“ noch verhältnismäßig einfach zu deuten. Als Ortsname kommt sie in unserer Gegend häufig vor - entweder allein oder im Zusammenhang mit anderen Silben, wie zum Beispiel Kißlegg oder Wolfegg. Bezeichnet wird damit meist ein Bergvorsprung mit Aussicht über die Umgebung.

Weitaus schwieriger verhält es sich mit der Deutung der Silbe "Bod". Wahrscheinlich steckt hier das Wort Boden mit einer seiner vielen Bedeutungen dahinter. Dafür spricht jedenfalls die  Schreibweise "Bodenegge", die aus dem Jahr 1275 überliefert ist. Mit Boden kann eine Ebene unter, am oder auf einem Berg gemeint sein. Möglicherweise war also der heutige Kirchhügel der Grund dafür, die kleine Siedlung so zu nennen.

Eine weitere Deutung: es gibt einen Zusammenhang zwischen der Silbe "Bod“ und Wodan, dem höchsten germanischen Gott. Ihm könnten auf der Bergkuppe des heutigen Kirchbergs Opfer dargebracht worden sein.

Doch auch der Dialekt könnte den Namen „Bodnegg“ erklären, das hier übrigens "Burrnegg" heißt. Dazu muss man wissen: Kein Einheimischer verwendet im Gespräch den schriftdeutschen Dorfnamen. Das keltische „burren“ bedeutet kleiner, runder Hügel – eine Verwandtschaft der Worte ist also sehr naheliegend. Ebenso naheliegend: Die Verknüpfung der beiden Silben "burren" und "egg" bedeutet „kleiner, runder Hügel mit Aussicht über die Umgebung“. Und das trifft ja bei Bodnegg voll und ganz zu.

Anhand dieser Ausführungen ist es verständlich, dass es recht schwierig ist, eine eindeutige, sichere Bestimmung des Dorfnamens „Bodnegg“ zu geben. 

 

Kelten, Alemannen, Franken – Bodnegger Geschichte

Die Geschichte von Bodnegg ist so alt wie die Geschichte des ganzen Landes: Kelten, Alemannen, Franken – alle haben zu ihrer Zeit ihre Einflüsse in Bodnegg hinterlassen. Die Berichte reichen von der keltischen Besiedlung über die Römerzeit und die Zeit der alemannischen Landnahme bis hin zur fränkischen Einbindung in das neue Großreich der Karolinger und deren Nachfolger.

Doch der Reihe nach: Heute nimmt man an, dass in der mittleren Steinzeit Kleintierjäger und Fischer vom Bodensee her in die Region um Bodnegg vorgedrungen sind. Sie kamen wohl als Pfahlbauern und ließen sich hier als erste Siedler nieder. Damals gehörte das Gebiet um Bodnegg zum Kelten-Clan von Brigantum, dem heutigen Bregenz am Bodensee.

Wenige Jahre vor Christi Geburt kamen die Römer: das gesamte Gebiet zwischen Bodensee und Donau und damit auch Bodnegg wurde zur römischen Provinz. Für das Gemeindegebiet spielte die kurze Herrschaft der Römer allerdings kaum eine Rolle. Denn schon im folgenden Jahrhundert waren die Alemannen ein Thema: Oberschwaben wurde alemannische Provinz. Die Kämpfe um die Herrschaft fanden aber nicht auf dem hiesigen Gebiet statt. Allerdings war die Ära der Alemannen hier einigermaßen dauerhaft.

Denn erst Mitte des 8. Jahrhunderts kamen die Franken und damit das Fränkische Weltreich. Nun folgten immer wieder Teilungen der Region unter den Gaugrafen-Geschlechtern. Kleine Grafschaften entstanden. Bodnegg gehörte damals wohl zum Stammbesitz der Welfen. In die Zeit der Welfen fällt auch das Aufkommen des Bodnegger Ortsadels. Die Ortsherrschaft hatten die Ebersberger, ein bedeutsames Rittergeschlecht. Dazu existiert eine Urkunde von 1283.

Knappe 200 Jahre später kaufte das Kloster Weissenau die Güter in und um Bodnegg. Danach wurde die Pfarrstelle in Bodnegg jeweils mit einem Klostergeistlichen besetzt und das Bodnegger Pfarrhaus war Erholungssitz des Abtes. Doch auch das Benediktinerkloster Weingarten spielte in Bodnegg lange eine Rolle. Diese Konstruktion aus Grundeigentum und Recht blieb in Bodnegg bestehen bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Dann folgte die Neugestaltung der kirchlichen und politischen Verhältnisse. Schließlich gehörte die Gemeinde Bodnegg zum Oberamt Ravensburg, das ab 1934 Landkreis Ravensburg hieß. Nach der Gemeindereform 1973 blieb Bodnegg bei diesem Landkreis als selbständige Gemeinde.

 

Wappen

Das Wappen der Gemeinde Bodnegg

Das Wappen der Gemeinde besteht aus einem goldenen (gelben) Dreiberg auf blauem Grund, darüber ein silbernes (weißes) Schwert mit zwei schräggekreuzten goldenen Schlüsseln.

Die Symbole des Wappens, Schwert und Schlüssel (Attribute der Heiligen Petrus und Paulus) befinden sich auch im Wappen des ehemaligen Klosters Weissenau. Sie sollen darauf hinweisen, daß Bodnegg seit dem 15. Jahrhundert zum Kloster Weissenau gehörte. Die Kirche wurde ihm 1473 inkorporiert.

Der Dreiberg deutet auf die exponierte Lage der Kirche hin.

 

 

Bodnegger Lied